Berichte einer Weltfahrerin
Wie wäre es, den Alltag hinter sich zu lassen und loszuziehen? – der Sonne hinterher, solange bis das Fahrtenleben zum Alltag geworden ist und die Taschen voll sind mit Erlebnissen, Mut und Abenteuergeschichten.
Dieser lang gehegte Traum ging für mich in Erfüllung, als ich im Oktober vergangenen Jahres aufbrach, um für drei Monate durch Europa zu stromern. An meiner Seite war Adina aus dem BdP Berlin-Brandenburg, die ich über die Weltfahrtenstaffel der bündischen Frauen kennengelernt hatte. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Gruppe aus jungen Frauen unterschiedlicher Pfadfinder*innen- und Wandervogelbünde, die entweder bereits zusammen mehrere Monate auf Weltfahrt waren und ihre Erfahrungen weitergeben, oder genau das noch vorhaben: Allen Mut zusammennehmen und los. Nur mit dem Nötigsten im Fahrtenrucksack: Schlafsachen, Tarp, Kochmaterial, etwas Wäsche, eine kleine Gitarre. Offen für das, was einer unterwegs begegnet.
Durch die langen Pandemiemonate war meine Welt immer weiter geschrumpft, ich kannte jeden Zentimeter meines Zimmers und jede Straßenecke in und auswendig. Ich hatte unglaubliche Sehnsucht nach der Weite, draußen sein, Fahrtenleben.
„Ist eine solche Reise gerade nicht völlig verrückt?“ wurden wir während der Vorbereitungen oft gefragt. Zu Fuß mit Rucksack und Zelt in den zweiten Covidherbst zu starten – ja, es war ein verrückter Plan. Vor allem, weil wir keine Ahnung hatten, wohin es uns verschlagen würde. Unsere Idee: Der Sonne hinterher in den Süden. Und: uns treiben und überraschen lassen.
Was wir in diesen 80 Tagen Weltfahrt erleben durften, könnte viele Seiten füllen: Durch die Schweiz und Frankreich sind wir gereist, haben dabei tausende Kilometer per Tramp, Bus, und Zug zurückgelegt, und vier Fahrtenregionen erwandert. Sonnige Tage, stürmische Nächte, frostig kalte Temperaturen in den Bergen und Badewetter am Mittelmeer – unsere Fahrt hatte viele Facetten. (Ausführlichere Berichte findet ihr unter http://www.weltfahrtenstaffel.de/aktuell)
Für mich ist der größte Schatz dieser Reise, dass ich habe erleben dürfen, was es bedeutet, Pfadfinderin und damit Teil der weltgrößten Jugendbewegung zu sein. Unterwegs waren wir öfter als gedacht auf Unterstützung angewiesen – ein Schlafplatz in der fremden Stadt, eine heiße Dusche, ein Ratschlag zur geplanten Wanderstrecke. Was auch immer wir gerade brauchten, Pfadis und Pfadifamilien öffneten uns ihre Türen, luden uns ein, unterstützten. Diese vielfältigen Begegnungen, die Gastfreundschaft und das Vertrauen haben mich erfahren lassen, dass Pfadfinden über viele Unterschiede hinweg Menschen verbindet, und wir eine Gemeinschaft sind, in der wir offen und hilfsbereit aufeinander zugehen.
Dieses Gefühl möchte ich mitnehmen in meinen neuen, alten Alltag zurück in Leipzig, wo die Erinnerungen an drei intensive Fahrtenmonate mich weitertragen.
Lasst uns offen bleiben für die Menschen um uns herum, und für das, was uns verbindet.
Du hast Lust, die große Fahrt zu wagen, traust dich aber nicht allein? Du hast Fragen zur Vorbereitung oder zur Weltfahrtenstaffel der bündischen Frauen? Dann schreib mir gern an tilla.vcp@posteo.de
Aktuelles zum Projekt findest du unter www.weltfahrtenstaffel.de.