Sonne, Wind und Meer von Bord eines Schiffes kennenlernen und eine Woche mit der Pfadigruppe über die Ostsee segeln – diesen seit mehr als zwei Jahren gehegten Traum konnten wir als Stamm
Eisvogel aus Leipzig im Juni 2024 endlich in die Tat umsetzen. Fünf Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, 2 Ranger*Rover und 3 Erwachsene machten sich auf zu diesem ganz besonderen Sommerlager.
Aufregung und Vorfreude am Samstag waren groß, obwohl wir bereits schrecklich früh mit dem Zug nach Ueckermünde aufbrachen. Unsere Hoffnungen wurden nicht enttäuscht, als wir endlich
am Zerum ankamen und die „Wappen von Ueckermünde“ am Pier entdeckten. Die Wappen ist ein 22 Meter langes, weiß-blaues Stahlschiff mit zwei Masten und insgesamt fünf, ebenfalls weißen Segeln. Unser Zuhause für die nächsten acht Tage wartete mit neuen Wörtern für bekannte und unbekannte Dinge darauf, von uns entdeckt zu werden. „Spreizgaffelketsch“ heißt der Bautyp der Wappen, wie wir kurz darauf lernten. Das Schiff hat außerdem eine Besonderheit: Es ist der erste barrierefrei ausgebaute Großsegler in Deutschland. Das heißt, dass bis zu drei Personen im Rollstuhl mitsegeln können, denn an den Niedergängen befinden sich Treppenlifte, und sowohl der Steuerstand als auch die Kombüse sind mit dem Rolli unterfahrbar. Barrierefreie WCs gibts natürlich auch. Außerdem helfen zwei Krähne falls der Höhenunterschied zwischen Pier und Schiff im Hafen mal nicht mit einer Rampe bewältigt werden kann.
Am Sonntag sind wir von Ueckermünde losgesegelt und haben uns für eine Woche die Ostseeküste und Rügen angeschaut. In diesen acht Tagen haben wir viel übers Segeln gelernt, viel erlebt und Spaß gehabt. Uns haben zwei Crewmitglieder begleitet, die uns Segeln beibrachten und sehr gut zu unserer Gruppe passten. Tagsüber setzten wir die Segel, wobei wir unsere Gruppe in zwei Wachen unterteilten. Die amtierende Wache sorgte dafür, dass wir nicht mit anderen Schiffen kollidierten, ging Ruder (also lenkte das Schiff) oder fuhr gegebenenfalls Manöver (das heißt veränderte die Segeleinstellungen passend zu Kurs und Wind). Die Freiwache hatte Freizeit oder ging in die Kombüse, um Essen zu machen. Dabei konnten einige allerdings nicht zu lange unter Deck bleiben, da es dort doch beim Schiff unter Segeln relativ stark schwankte. Aber zum Glück wurde niemand ernsthaft seekrank und alle konnte die besondere Zeit genießen.
Abends fuhren wir meistens in einen Hafen, dort konnten wir uns auf festem Boden unsere Füße vertreten oder auch duschen gehen. Einmal gingen wir vor Anker, haben also im Meer geankert und dort die Nacht verbracht. Dabei konnten wir vom Schiff aus ins Meer springen, den schönsten Sonnenuntergang und auch -aufgang betrachten, und die Weite der Ostsee genießen. Abgesehen davon sahen wir Kegelrobben von Nahem und entdecketen einen treibenden, leider bereits toten Zwergwal, den der Käptn an das Meeresmuseum in Stralsund meldete.
Insgesamt können wir sagen, dass viele von uns jetzt richtig Lust haben, nochmal ein Segelschiff zu entern – und wer weiß, vielleicht machen wir uns bald wieder auf, um gemeinsam in ein neues Abenteuer auf dem Meer zu starten!
Wir danken der Evangelischen Stiftung Pfadfinden für die großzügige finanzielle Unterstützung, durch die der Törn in dieser Form erst möglich wurde. Unser Dank geht auch an die Sail Training Association Germany, die ebenfalls einen Zuschuss geleistet hat!
Text von Margarethe und tilla